Wir wussten, dass es kommen würde. Die Nachrichten über die Entwicklung der Corona-Pandemie waren in den letzten Tagen immer beunruhigender geworden. Seit Wochen waren wir dazu angehalten, nach Feierabend unsere Laptops mit nach Hause zu nehmen, damit wir im Fall von Quarantäne und Ausgangssperren weiter einsatzfähig bleiben könnten. Trotzdem wusste erst einmal niemand, was wir mit der neuen Situation anfangen sollten. „Liebe cronner, wir möchten, dass sich cronn noch stärker daran beteiligt, die Infektionskurve abzuflachen. Wir möchten Euch deshalb bitten, für die nächsten zwei Wochen möglichst im Home-Office zu arbeiten.” Und jetzt?
Gut, „remote“ können wir. Wir sind es gewohnt, mit Kollegen zusammen zu arbeiten, die in einem anderen Büro, einer anderen Stadt oder sogar einem anderen Land sind: Ein Team kann Mitglieder aus Bonn, Hamburg und Białystok einschließen. Erst kürzlich haben wir mit Jitsi eine neue Software-Lösung für die virtuelle Zusammenarbeit gefunden. Dass wir weiterhin auch von zu Hause aus erfolgreich Software entwickeln können, ist gesichert. Aber wie fühlt es sich an, wenn das Büro-Leben plötzlich wegfällt?
Erst rissen wir Witze. „Juhuu, zwei Wochen ohne Hose!” Dann die praktischen Vorbereitungen. Rechner wurden eingepackt, Monitore und Tastaturen abgebaut. Die Pflanzen im Büro noch einmal gegossen. Und all die verlassenen Kaffeetassen eingesammelt. Ein Abschieds-Feierabendbier. Dann dämmerte es uns langsam. Am nächsten Freitag sitzen wir hier nicht zusammen und läuten das Wochenende ein. Kein gemeinsames Mittagessen, keine Kickerrunde, wenn der Kopf gerade raucht. Kein „Kannst du mal hier mit mir draufgucken?”. Zwei Wochen alleine vor dem Laptop. Mindestens.
Jetzt sind schon drei Wochen vorbei, der Ausnahmezustand noch nicht. Die Zeit im Home-Office wurde verlängert, Kitas, Schulen, Geschäfte und Restaurants bleiben geschlossen, weiter gilt ein allgemeines Kontaktverbot. Draußen vor dem Fenster bricht der Frühling an und kann doch nicht richtig genossen werden. Die Isolation und die Unsicherheit sind schwer zu ertragen.
Aber ganz so alleine vor dem Laptop sind wir nicht geblieben. Wer sich morgens an den Schreibtisch setzt, grüßt im Chat in die Runde. (Die Frage ist nur: In welchem Channel? Im eigenen Team? Im Büro? Oder in die ganz große Runde? Was sagt eigentlich Knigge dazu?) Für Meetings, spontane Absprachen und Fragen treffen wir uns mit Hilfe von Jitsi mit Videochat und Screensharing. Und auch für das Schwätzchen an der Kaffeemaschine nutzen wir es. Direkt am ersten Tag richteten wir eine virtuelle Kaffeeküche ein: ein offener Videochat-Raum, der eigens dafür reserviert ist. Dort findet jetzt auch das Mittagessen statt, ein ebenso festes Date wie im Büro. Punkt 12, alle sind willkommen. Nur das Essen der Anderen probieren kann man nicht. Und bitte nicht so laut ins Mikro schmatzen.
Vor dem Essen müssen natürlich die Hände gewaschen werden, jetzt ist das wichtiger denn je. Aber was, wenn die Seife fehlt, weil die Supermärkte leergekauft sind? Kein Problem, die Kollegen in Białystok haben da etwas vorbereitet: Selbst gemachtes Hand-Desinfektionsmittel, sogar mit Orangen-Duft.
Auch für unseren Spieleabend und das Serien-Rudelgucken haben wir technische Lösungen gefunden. (Wenn jetzt noch jemand einen adäquaten Ersatz für den Kicker findet, wären wir wirklich dankbar!) Selbst das freitägliche Feierabendbier musste nicht ausfallen und wurde gleichzeitig zum Stresstest für Jitsi und zu einem besonderen Highlight. Bis zu 18 Teilnehmer gleichzeitig, und zum ersten Mal standortübergreifend in Bonn, Hamburg und Białystok. Zudem waren wir schick wie nie, weil wir gleichzeitig den ersten #reverseCasualFriday feierten: raus aus dem Home-Office-Einerlei, rein in Anzug und Cocktailkleid.
Nach drei Wochen Isolation haben wir viele kleine Trostpflaster gegen den Lagerkoller geschaffen. Und in gewisser Weise bringt es uns auch näher zusammen. Mit den polnischen Kollegen konnten wir sonst nur nach stundenlanger Anreise anstoßen. Na zdrowie! Außerdem öffnen die Videochats kleine Fenster ins Leben der Kollegen und lassen uns aneinander neue Details kennen lernen. Ein selbst gemaltes oder fotografiertes Bild an der Wand oder ein Instrument in der Ecke verraten ein Hobby, über das wir bislang nicht geredet hatten. Wer hätte gedacht, dass so viele cronner ein heimliches Talent haben? Und manchmal tapst ein kleines Kind ins Bild, dann wird aus einer Telefonkonferenz schon mal spontan ein Puppentheater. Das Kichern tut uns allen gut.
Denn wir sind alle gerade in einer noch nie dagewesenen Ausnahmesituation. Und die wird wohl auch leider noch eine Weile andauern. Bis sie vorbei ist, müssen wir eben weiter auf die Entfernung zusammen sein. Bisher hat es ja ganz gut geklappt – wir sind in this together.
Und eine Hose hatten wir auch immer an.