Bevor ich zu meinen persönlichen Highlights vom DILK komme, noch kurz zum Teaser auf der Blog-Übersichtsseite, dass die IT-Welt Oliver Kahn und die Sendung mit der Maus zusammen brächte: Ja, erwischt. Alles nur um Klicks abzugreifen. Olli hat nichts mit der Maus zu tun. Aber Olli war da (sein Vortragstitel hatte übrigens auch wenig mit seinem Vortrag zu tun, aber dazu gleich mehr) und „Maus”-Moderator Ralph Caspers war auch da – der allerdings mit einem, wie ich hörte, sehr guten Vortrag mit Tipps zum Reden und Präsentieren, den ich leider aufgrund paralleler Sessions verpasst habe.

Nun aber meine Highlights:

1. Das Valley macht auf Mediziner

SPIEGEL-Autor und Silicon-Valley-Korrespondent Thomas Schulz gibt in seinem Vortrag einen Einblick darin, wie sehr im Silicon Valley gerade Start-ups im Medizinbereich boomen.

Die „Großen” sind natürlich längst mittendrin, Stichwort GAFA-Ökonomie. Allen voran Google. Technologien wie die sogenannte „Genschere” (CRISPR) versprechen durch das Herausschneiden und Ersetzen einzelner DNA-Sequenzen neue Möglichkeiten gegen Aids, Krebs und eine Reihe von Erbkrankheiten – aber auch bei der Züchtung von Pflanzen, Tieren und menschlichen Organen. Gerade im Züchten von Gewebe berichtet Schulz von rasanten Fortschritten, die sich selbst ausgewiesene Experten und Insider wie die Mikrobiologin und CRISPR-Erfinderin Jennifer Doudna nicht hätten träumen lassen.

Buchcover: Thomas Schulz - Zukunftsmedizin.

Während in Europa (sicherlich nicht immer zu Unrecht) Bedenken herrschen, wird es im Valley einfach gemacht – Start-ups bekommen innerhalb weniger Wochen Funding in zweistelliger Millionenhöhe, insgesamt stehen jährliche Investmentsummen von 90 Milliarden Euro in den USA mickrigen 20 Milliarden in ganz Europa entgegen. Googles „Project Nightingale” ist ein neuerlicher Coup beim Sammeln von Daten: Google erhält durch eine Kooperation mit dem Gesundheitsdienstleister Ascension Zugriff auf Millionen von Patientendaten. Und Daten sind auch weiterhin das Gold, wenn beispielsweise KI-Algorithmen für die Erkennung von Krankheiten trainiert werden wollen.

Alles nachzulesen in Schulz’ Buch „Zukunftsmedizin”. Wir kriegen leider keine Provision.

2. Olli spricht gerne über Fussball

Natürlich ist der „Titan” für sich ein Highlight! Der Vortrag war allerdings eher so ganz ok. „Eier, wir brauchen Eier! – Wie Sie Ihr IT-Team zu Spitzenleistungen führen!” hieß er. Um Eier ging es wenig und noch weniger um IT-Teams. Eigentlich hat Olli nur einige der prägnantesten und sicherlich vielen bekannten „Knackpunkte” seiner Karriere Revue passieren lassen: Bayerns Last-Minute-Verlust des CL-Finals 1999, Bayerns Last-Minute-Gewinn der Meisterschaft 2001, Enttäuschung im WM-Finale 2002, Olli auf der Ersatzbank bei der WM 2006.

Klar, er hat in seinen Geschichten auch ein bisschen was zum Unternehmertum gesagt. Wie wichtig ein gemeinsames Ziel für den Erfolg ist, oder wie sehr ein Perspektivwechsel dabei helfen kann, in einer vermeindlich schlechten Situation das Positive in den Fokus zu rücken. Gut fand ich vor allem – in Zeiten unzähliger Retros – die Aussage „Manchmal gibt es aus einem Scheitern auch einfach nix zu lernen.” sowie das Zitat von Jack Ma (Alibaba):

„Instead of learning from other people’s success, learn from their mistakes”.

3. Der IoT-Tintenfisch mit Drag&Drop-Programmierung

Microcontrollerboard Octupus.

Prof. Dr. Guido Dartmann erzählt zunächst etwas über Plattformökonomien und die Chancen von IoT. Eine Grafik von netzoekonom.de (die übrigens in mehreren Vorträgen zu sehen war) zeigt, dass Europa bei Plattformen weit hinterher ist, wenn man den Börsenwerte der größten Player betrachtet (Europas Firmen stellen gerade einmal 3%, Asien 31%, die USA 64%).

Danach stellt er ein aus meiner Sicht sehr interessantes und förderungswürdiges Projekt vor: die IoT-Werkstatt der Uni Trier will IoT für alle erlebbar und zugänglich machen und fängt damit bereits in Schulen an. Das preisgünstige Mikrocontrollerboard Octopus liefert mit diversen Sensoren Daten wie Temperatur, Luftfeuchte oder CO2-Gehalt, die OpenSource Kombination Arduino/Ardublock erlaubt es, sich Code in einem grafischen Editor im wahrsten Sinne des Wortes „zusammen zu puzzeln” und damit beeindruckend schnell einen Webserver aufzusetzen und die Sensordaten auf einer Webseite zu visualisieren.

4. KI is King - aber es gibt noch Hoffnung für uns Menschen

Last, but not least ein beeindruckender Vortrag von Prof. Dr. Peter Gentsch, der nachdrücklich betont, wie sehr das Thema KI uns jetzt und in Zukunft beherrschen wird. Bereiche wie Bilderkennung sind längst erobert (Chihuahua oder Muffin?), eine KI schreibt die Fortsetzung von „Game of Thrones” ( Qualität meiner Meinung nach fragwürdig), Lexus lässt eine KI das Skript für ihren Werbespot schreiben und unsere holländischen Nachbarn lassen KI-gestützt Rembrandts malen.

KI wird Tätigkeiten und Jobs ersetzen, aber wir Menschen können das „Wie” gestalten. Google hat beispielsweise einen KI-Service für Restaurantreservierungen nicht an den Markt gebracht, obwohl das selbst in komplexen Szenarien gut funktionierte – Leute wollen und sollten wissen, ob sie mit einem Menschen oder einem Bot reden.

Beruhigend außerdem: im Feld der radikalen Kreativität (vs. Kreativität durch Imitation und Kreativität durch Untersuchung und Vorhersage) bleibt der Mensch überlegen („The electric light did not come from continuous improvement of candles.”).

Bei der Bilderkennung hat KI den Menschen überholt.

Andere erwähnenswerte Erlebnisse und Begegnungen

In Kürze:

  • Viele Lehrer, weil der Veranstalter auch den Schulleiterkongress ausrichtet und dort Freikarten verteilt hat.
  • Viele Aussteller mit Standardsoftware, SaaS-Security-Lösungen und IaaS-Angeboten.
  • Ein reger Austausch zum Wesen von Disruption und wie man damit umgeht (Fun Fact für cronner: den Begriff hat übrigens Joseph Schumpeter geprägt, der Namenspatron der cronn-Adresse in Bonn).
  • Eine ausführliche Diskussion (oder soll ich sagen Streitgespräch) mit Appian über Low-Code-Plattformen und was dort alles nicht geht.

Ach ja, und dann war da natürlich noch die Abendveranstaltung mit dem Hypnotiseur Martin Bolze. Unser CEO Jobst und ich haben beide versucht, uns hypnotisieren zu lassen – so richtig funktioniert, hat es nicht…

Fazit: Könnte gut sein, dass wir nächsten Jahr wieder dabei sind beim DILK. Vielleicht sogar mit einem Stand, um die Fahne für individuelle Software zu schwenken.
Wir sehen uns!